Erstes Treffen der Grünwerkstatt “ Stadtwald erleben“ vom 07.03.2014

Ergebnisse und Festlegungen 9. Grünwerkstatt „Stadtwald erleben“

1. Ergebnisse 7.3.2014:

  • ISEK- Projekt „Stadtwald erleben – Entdeckerwald“ (Arbeitstitel)
  1. entsteht als Teilprojekt des ISEK-Leitprojektes „Grünstadt entwickeln“
  2. enthält als projekttragendes Thema die „Touristische Entwicklungskonzeption Stadtwald“ mit dem Kern „Entdeckerwald“
  3. prägt als Bestandteil die „Entwicklungskonzeption Tourismus der Stadt Gera“
  4. erlangt IBA-Projektstatus
  • Gewünschte Kooperationspartner: Fachhochschule Erfurt + Thüringenforst
  • Auswahl der für das Projekt weiter zu verfolgenden Ideen der Ettersburger Entwurfsseminare:
  1. „Touristische Entwicklungskonzeption Stadtwald“
  2. „Naturlehrpfad“
  3. „Bodenarchäologischer Wanderpfad“
  4. „Wiederaufbau Marienbrücke“
  5. „Eingänge/Ausgänge/Übergangssituationen“
  6. „Umfeld Schloss Osterstein“ bietet Anknüpfungspunkte, wird nicht detailliert verfolgt
  • Nächste Arbeitsschritte siehe Arbeitsplan
  • Abschluss Projektskizze beim nächsten Treffen

Studentenprojekt FH Erfurt zum Stadtwald Gera / Teil 2 Bearbeitungsthemen

Abgrenzung des Bearbeitungsgebietes
Das Bearbeitungsgebiet beinhaltet das Landschaftsschutzgebiet „Geraer Stadtwald“, welches 1973 vom Rat des Bezirkes beschlossen wurde. Es liegt auf dem östlichen Elstertalhang und reicht im Norden von der Bahntrasse nach Erfurt bis an eine gedachte Verbindungslinie zwischen Dürrenebersdorf und Lusan. Die Grenzen sind jedoch nicht fest zu sehen, sondern sind je nach Bearbeitungsthema fließend. Das Bearbeitungsgebiet umfasst sowohl den Kommunalwald (südlicher Teil) als auch den nördlichen Teilbereich in der Zuständigkeit der Liegenschaftsverwaltungs- und –verwertungsgesellschaft (Übertragung an das Land Thüringen steht bevor).
Bearbeitungsthemen
1. Naturlehrpfad
Die Stadt Gera verfügt über einen Naturlehrpfad West“. Dieser ist vor Ort ausgeschildert und wird über einen Flyer Nutzern zugänglich gemacht. Der vorhandene Lehrpfad ist im Bestand zu erfassen und zu bewerten. Mit der entwurflichen Bearbeitung ist eine Attraktivitätssteigerung für Jung und Alt, für Besu- cher und Bewohner der Stadt anzustreben. Eine Einheit von Ausgestaltung vor Ort und Flyer ist herzu- stellen. Erweiterungsmöglichkeiten und Überlegungen zur Etablierung eines Naturerlebnispfades sind zu prüfen. Ansprechpartnerin in Gera ist Frau Uta Bergner (Leiterin Untere Naturschutzbehörde, Fach- dienst Umwelt, Fon: 0365/838-4240, E-Mail: Bergner.Uta@Gera.de) und Mitarbeiterin.
2. Bodenarchäologischer Wanderpfad
Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und die Stadt Gera haben einen Archäologischen Wanderführer Thüringen – Stadt Gera 2006 veröffentlicht und vor Ort die betreffenden archäologi- schen Denkmale ausgeschildert. Ein Wanderwegekonzept dazu wurde bisher nicht etabliert. Die
Standorte der Denkmale Nr. 2 – Debschwitz, Grabhügel, Nr. 6 – Ernsee, Wüstung Pottendorf, Nr. 7 – Ernsee, Wallanlage, Nr. 9 – Gera-Stadt/Hainberg, Grabhügel, Nr. 10 – Untermhaus, Wallanlage, Nr. 11 – Untermhaus, Schloss Osterstein (in Abstimmung mit der betreffenden Arbeitsgruppe), Nr. 12 – Untermhaus, Grabhügel und Nr. 17 – Gera-Stadt, Wüstung Vollersdorf sind im Bestand zu erfassen und zu bewerten, Vorschläge zur Attraktivitätssteigerung sind zu offerieren. Die Standorte sind kon- zeptionell in einen bodenarchäologischen Wanderpfad (Varianten der Wegeführung/Ausgestaltung) einzubinden, der weitere kulturgeschichtliche Standorte beinhalten kann. Ansprechpartnerinnen sind Frau Sabine Schellenberg (Leiterin Untere Denkmalschutzbehörde, Fon: 0365/838 49 60, E-Mail: Schellenberg.Sabine@gera.de) und Mitarbeiterinnen sowie Frau Dr. Karin Sczech (Referentin Archäo- logisches Gebietsreferat Städte des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie – Weimar, Fon: 03643/818342, E-Mail: karin.sczech@tlda.thueringen.de). Seitens der FHE steht zusätzlich Prof. Dr.- Ing. Hans-Heinrich Meyer (Datenbank Kulturlandschaftselemente).

3. Hangkanten des Stadtwaldes Gera
Der Stadtwald weist steile, teilweise sehr steile Hangkanten mit hoher Erosionsgefährdung und Gefährdung der Verkehrssicherheit auf. Die Fluten der jüngsten Zeit führten zu teilweise erheblichen Beeinträchtigungen der Standsicherheit des Waldbestandes und flächigen Abrutschungen. Es sind eine Kartierung der potentiell gefährdeten Flächen zu erstellen (Ausweisung der potentiell gefährdeten Standorte, Erfassung und Bewertung des Gehölzbestandes sowie der Bodenverhältnisse) sowie Maßnahmen der Sicherung und Bewirtschaftung vorzuschlagen und auszuarbeiten. Ansprechpartner sind Frau Katrin Behrends (Leiterin Untere Bodenschutzbehörde, Fon: 0365/838-4210, E-Mail: Behrends.Katrin@gera.de), und Herrn Matthias Mittenzwey (Eigenbetrieb Geraer Stadtgrün, Forsten und Fried-höfe, Fon: 0365/833 38 51, E-Mail: Mittenzwey.Matthias@gera.de). Seitens der FHE stehen Herr Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Meyer (Geologie, Boden), Herr Prof. Rolf Johannsen (Ingenieurbiolo- gie) und Herr Prof. Erik Findeisen (Waldarbeit, Forsttechnik, Walderschließung, Forstnutzung – Fon: 0361/ 6700-4265, E-Mail: erik.findeisen@fh-erfurt.de).
4. Wiederaufbau Marienbrücke – 2 Bearbeitergruppen
Der sich nach dem Kauf des Rittergutes Pöppeln 1517 entwickelnde Stadtwald von Gera hat vielfältige Wandlungen erfahren, sei es durch weitere Ankäufe, Aufforstungen oder veränderte Eigentumsver- hältnisse. Mit dem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums im 19. Jahrhundert erfolgte nicht nur eine quantitative sondern auch eine qualitative Stadtentwicklung. In diesem Kontext begann man den Stadtwald gestalterisch stärker zu erschließen. Wanderwege, Gedenksteine/-plätze und Ausflugszie- le/-lokale wurden angelegt und Brücken errichtet. Der Verein „Stadtwaldbrücken e.V.“ initiierte 2010 den Wiederaufbau der Waldhausbrücke und nun soll die Marienbrücke in Angriff genommen werden. Dazu gilt es, entsprechende Planunterlagen zu erstellen.
Die Planungsaufgabe Wiederaufbau Marienbrücke ist von zwei Bearbeitergruppen zu lösen – eine, die die Planung/Konstruktion des Brückenbauwerkes und eine, die die Planung der Hin- und Fortführung zur Marienbrücke (einschl. einer Variante ohne Wiederaufbau der Marienbrücke) zu erstellen hat. Be- standsaufnahme und Bewertung sind jeweils als Grundlage der Planungen zu erarbeiten. Ansprechpartner ist Herr Heinrich-Dieter Hischer (Vorstand des Vereines, Fon: 0365/36820, E-Mail: h- d@hischer.eu).
5. Thüringer Waldzoo im Martinsgrund
Der Thüringer Waldzoo von Gera wurde 1962 als Tiergehege im Martinsgrund etabliert und entwickel- te sich zu einem beliebten Ausflugsziel in der Region. Zunächst beherbergte er nur einheimische Tier- arten auf einem Areal von ca. 20 Hektar, heute jedoch auch viele Exoten. Die verschiedenen Entwick- lungsphasen spiegeln sich in der Gesamtanlage heterogen wieder. Es gilt, neben der Erfassung und Bewertung des Bestandes, eine nachhaltig ganzheitliche Entwicklungskonzeption zu erstellen und dabei sowohl die städtische Anbindung (Verbindung zum Dahliengarten, verkehrliche Anbindung) als auch die Ver-/Einbindung in den Stadtwald neu zu ordnen. Ansprechpartner sind Herr Karsten Höhle Planer Gesamtstadt und Grün, Fachdienst Stadterneuerung, Team Stadtplanung, Fon: 0365/838- 4415, E-Mail: Hoehle.Karsten@gera.de) und die Mitarbeiter des Thüringer Waldzoos.

6. Umfeld Schloss Osterstein – 2 Bearbeitergruppen
Das heutige Terrain des Schlosses Osterstein weist vielfältige Nutzungen auf, ist aber auch aufgrund ungeklärter Eigentumsverhältnisse von Leerstand geprägt. Im Süden des Areals markiert ein mächti- ger, im Kern romanischer Bergfried aus dem 12. Jahrhundert das Bearbeitungsgebiet. Reste des 1945 zerstörten Schlosses aus dem 17./18. Jahrhundert leiten zum Ortsteil Untermhaus über. Die erhöhte Lage am östlichen Elstertalhang gewährleistet einen reizvollen Blick nach Osten auf das Stadtzentrum (Hofwiesen und Küchengarten, Theater etc.) und die anschließenden Anhöhen, der Blick nach Westen auf das geschichtsträchtige Areal eher Tristesse und Verwahrlosung. Es sind Entwicklungs- konzeptionen (funktionell, gestalterisch, in Varianten) für das Areal auf der Grundlage einer Erfassung und Bewertung des Bestandes (einschl. der Wechselbeziehungen zum Stadtzentrum/Untermhaus und zum Stadtwald) zu erstellen. Ansprechpartner sind Frau Sabine Schellenberg (Leiterin Untere Denk- malschutzbehörde, Fon: 0365/838 49 60, E-Mail: Schellenberg.Sabine@gera.de), Frau Dr. Karin Sczech (Referentin Archäologisches Gebietsreferat Städte des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie – Weimar, Fon: 03643/818342, E-Mail: karin.sczech@tlda.thueringen.de) und Herr Kars- ten Höhle Planer Gesamtstadt und Grün, Fachdienst Stadterneuerung, Team Stadtplanung, Fon: 0365/838-4415, E-Mail: Hoehle.Karsten@gera.de).
7. Eingänge/Ausgänge/Übergangssituationen des Stadtwaldes
Der Stadtwald thront naturräumlich bedingt über der Stadt Gera. Das Stadtgefüge weist vielfältige Sichtbeziehungen auf die Waldkulisse mit Schloss Osterstein auf. Jedem Bewohner ist er so tagtäg- lich präsent, doch nur einige nutzen ihn, und die Nutzungsmöglichkeit wird zumeist durch „Schlupf- löcher“ oder verwinkelte, unübersichtliche Wegstrecken hin zum Erholungsort „Stadtwald“ erschwert. Es ist eine Kartierung der Eingänge und Übergangszonen (Erfassung der Eingänge, Bestandaufnah- me und Bewertung der jeweiligen Areale) vorzunehmen, Überlegungen zur Neuordnung der Zugangs- möglichkeiten sind zu dokumentieren und städtbaulich-freiraumplanerische Entwürfe für die jeweiligen Situationen zu erarbeiten. Ansprechpartner ist Herr Karsten Höhle Planer Gesamtstadt und Grün, Fachdienst Stadterneuerung, Fon: 0365/838-4415, E-Mail: Hoehle.Karsten@gera.de).
8. Touristische Entwicklungskonzeptionen zum nördlichen (LVVG) und südlichen Stadtwald (Kommunalwald) – 2 Bearbeitergruppen

Wie bereits ausgeführt, hatte der Stadtwald in der Vergangenheit einen hohen Stellenwert für die Bewohner von Gera. Dies soll auch wieder zukünftig erreicht werden. Darüber hinaus gilt es, die Wirt- schaftskraft der Stadt zu stärken und insbesondere den Städtetourismus in Thüringen (und somit in Gera) auszubauen. Stadt – Stadtwald – Umland bieten zahlreiche Potentiale dafür. Es gilt sie zu wecken, zu erschließen und zu vermarkten. Beide Bearbeitergruppen haben eine intensive Diskussion mit den Bearbeitern der Themen 1-7 zu führen, deren Arbeitsergebnisse in ihre Überlegungen einzubinden, aber auch deren inhaltliche Ausrichtung zu steuern. Dazu sind alle verfügbaren Plando- kumente seitens der Stadt (FNP, DA Julia Prüger etc.), des Landes (Regionalplan) und seinen Einrich- tungen wie der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie in Jena (Herr Wenzel) oder der Thüringer Landesanstalt für Wald, Jagd und Fischerei in Gotha (Herr Neumann) auszuwerten und Best Practice – Beispiele für touristische Entwicklungskonzeptionen von Stadtwäldern sowie deren Umsetzungsstrategien zu recherchieren. Auf der Basis von Bestandsanalyse, Dokumentenrecherche sowie Best Practice – Beispielen ist sowohl für den nördlichen als auch für den südlichen Stadt- waldbereich in Wechselbeziehung/-wirkung zum jeweiligen Umfeld und unter Einbindung in das gesamtstädtische Grünsystem eine touristische Entwicklungskonzeption abzuleiten. Ansprechpartner ist Herr Karsten Höhle Planer Gesamtstadt und Grün, Fachdienst Stadterneuerung, Fon: 0365/838- 4415, E-Mail: Hoehle.Karsten@gera.de).

Autor:

Prof. Dr. Gerlinde Krause, Erfurt, Oktober 2013

Studentenprojekt FH Erfurt zum Stadtwald Gera / Teil 1 Allgemein

Modul „Vertiefungsübergreifendes Projekt – Stadtwald Gera“
Masterstudium Landschaftsarchitektur, 3. Semester
Aufgabenstellung und Ablauf
Anlass zur Aufgabenstellung
Der demografische Wandel prägt die gesellschaftlichen Veränderungen in den neuen Bundesländern, insbesondere der Norden und Osten des Freistaates Thüringen sind davon betroffen. Mit der Projekt- bearbeitung sollen im Rahmen der Ettersburger Entwurfsseminare und in Zusammenarbeit mit dem Hessisch-Thüringischen Bauindustrieverband und der Stadt Gera Lösungsansätze für einen konkreten lokalen Raum – dem Stadtwald Gera im Osten der Stadt – gefunden werden. Dabei gilt es gleichzeitig, Ansätze für eine klimawandelgerechte Stadtentwicklung von Gera und der Tourismusförderung her- auszuarbeiten, eine Attraktivitätssteigerung für die Stadt zu bewirken und somit der Stadt Gera günstige Zukunftschancen zu offerieren.
Zur Stadt Gera
Die kreisfreie Stadt Gera liegt im Osten des Freistaates Thüringen (drittgrößte Stadt nach Erfurt und Jena, flächenmäßig zweitgrößte). Die Mittelstadt Gera liegt an der Weißen Elster und ist im Landes- entwicklungsplan als Oberzentrum ausgewiesen. Sie grenzt im Norden an Sachsen-Anhalt, im Nord- westen an den Saale-Holzlandkreis und wird überwiegend vom Landkreis Greiz umschlossen. Das Territorium der Stadt weist Höhen zwischen 185 m ü. NN (Elstertal unterhalb von Langenberg) und 355 m ü. NN (Hochfläche südlich von Großfalka) auf. Das Stadtzentrum mit dem Bearbeitungsgebiet Stadtwald Gera gehört nach der naturräumlichen Gliederung zu den Buntsandstein-Hügelländern, speziell der Saale-Sandsteinplatte. Die Nutzungsarten in der Stadt Gera beliefen sich 2010 auf 22,5 % für Siedlung und Verkehr, 57,8 % für Landwirtschaft (vorwiegend in den 1994 eingemeindeten nördlichen und nordöstlichen Orten), 0,8 % für Wasser, 1,3 % für sonstige Nutzungsarten (überwie- gend vom Bergbau beanspruchte Flächen) und 17,5 % für Wald (mit einer der waldreichsten Städte Thüringens, wozu der Stadtwald auf dem östlichen Elstertalhang maßgeblich beiträgt). (www.tlug-jena.de/uw_raum/umweltregional/g/index.html)
Die Stadt entstand „in ihren heutigen Grenzen mit der Verwaltungsreform des Freistaates Thüringen am 01.07.1994 aus dem Stadtkreis Gera und den Gemeinden Aga, Cretzschwitz, Falka, Hermsdorf, Roben, Söllmnitz […], Röpsen, Thränitz, Trebnitz und Weißig sowie dem Ortsteil Naulitz der Stadt Ronneburg […].“(www.tlug-jena.de/uw_raum/umweltregional/g/index.html)
„Die Stadt gehört zu den wenigen Städten, deren Territorium seit der Altsteinzeit mit mehr oder weniger großen Unterbrechungen bis heute immer wieder aufgesucht bzw. besiedelt wurde.“ (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (2006): Stadt Gera, Archäologischer Wanderführer Thüringen, Guten- berg-Druckerei Weimar. S. 6/7) Erstmals wurde die Stadt 995 als „terminus Gera“ urkundlich erwähnt, 999 er- folgte die Übereignung des Gera-Gaues an das Stift Quedlinburg, war um 1200 ein Dorf und Wirt- schaftshof des Stiftes. „Vor 1237 planmäßige Anlage der Stadt durch die Vögte von Weida in der Nähe des Quedlinburger Wirtschaftshofes und des sorbischen Dorfes Zschochern am Fuße der Ronneburger Höhe, rechtwinkliges Straßennetz in Gitterform, im Zentrum fast quadratischer Marktplatz, im Südosten Burg der Vögte von Weida (abgerissen). 1237 und 1292 urkundlich civitas genannt. Im 13. und 14. Jh. (bis 1329) allmählicher Übergang der Landesherrschaft an die Vögte von Weida. 1450 von den Sachsen und Böhmen erobert und niedergebrannt, 1487 Erneuerung des Stadtrechtes.“ (Piltz, Georg (1974): Kunstführer der DDR, Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin. S. 382) Der Ort „gehörte seit 1306 Zur Herrschaft Greiz, dem Kernland der späteren Fürstentümer Reuß. 1562 teilten die Reußen ihr Herrschaftsgebiet in die Linien Obergreiz (mittlere Linie), Untergreiz (ältere Linie) und Gera (jüngere Linie Reuß). Die Herren Reuß jüngere Linie ließen seit 1563 das Geraer Schloss Osterstein zum Reisdenzschloss ausbauen. 1616 starb die mittlere Linie aus, ihr Gebiet wurde auf die ältere Linie (Greiz und Burgk) und die jüngere Linie (Gera, Schleiß und Bad Lobenstein, ab 1824 Ebersdorf) aufgeteilt. Mit der Abdankung des Fürsten von Schleiz entstand 1848 das Fürstentum Reuß jüngere Linie mit Sitz in Gera. Im November 1918 wurden beide reußischen Fürstentümer aufgelöst und die Freistaaten Reuß älterer und jüngerer Linie gebildet, die sich am 17.04.1919 zum Volksstaat Reuß mit der Landeshauptstadt Gera vereinigten, der bis zum 01.05.1920 (Zusammenschluss aller thüringi- schen Kleinstaaten zum Land Thüringen) bestand. […] Von 1922 an gab es im Land Thüringen einen Landkreis und einen Stadtkreis Gera. Von 1952 bis 1990 war Gera Bezirksstadt in der DDR und Stadtkreis.“ (www.tlug-jena.de/uw_raum/umweltregional/g/index.html)

Modul „Vertiefungsübergreifendes Projekt – Stadtwald Gera“
Masterstudium Landschaftsarchitektur, 3. Semester
Aufgabenstellung und Ablauf 2
Wie die auch heute noch hohen Nutzungsartenanteile verdeutlichen, wurde die Entwicklung der Stadt über Jahrzehnte, ja über Jahrhunderte von Land- und Forstwirtschaft geprägt. Erst mit dem Einsetzen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wandelte sich das Bild entscheidend. Gera gewann an Einwohnern, wurde zum bedeutenden Wirtschaftstandort, insbesondere der Stoff- und Tuchindustrie und eine der reichsten Städte Deutschlands. „Über 100 zum Teil sehr bedeutende Stadtvillen […] zeugen heute vom Glanz und Reichtum vergangener Zeiten.“ (de.wikipedia.org/wiki/Gera) Neben der hoch- wertigen Baukultur etablierte sich auch eine nennenswerte Künstlerszene, allen voran sei Otto Dix aufgeführt.
Durch anglo-amerikanische Luftangriffe wurden 1945 große Teile der Stadt zerstört, der Wiederaufbau erfolgte ab 1952, verstärkt nach 1967 (vorherrschend in Bieblach, Langenberg und Lusan). Gera ver- fügt heute über eine Berufakademie, eine private medizinische Hochschule und war Veranstaltungsort der viel beachteten Bundesgartenschau 2007.
War Gera in der Vergangenheit eine prosperierende Stadt, so veränderte sich dies in den letzten Jahr- zehnten. Zunehmend sind Einwohnerverluste zu verzeichnen (2000: 114.035 EW, 2012: 98.520 EW, nach www.tls.thueringen.de/datenbank/portrait.asp?auswahl=krf&nr=52&vonbis=&TabelleID=kr000109) Mit über 15.000 Perso- nen Bevölkerungsverlust in einem Jahrzehnt steht Gera als Stadt im Ostthüringer Raum nicht allein dar. Leerstände in zahlreichen Gebäuden sind als Folge zu verzeichnen. Auch eine zunehmende Alterung der Bevölkerung ist ablesbar. Eine leichte Zunahme der unter 6- bis unter 15-Jährigen ist in den letzten Jahren zu verzeichnen, die 15- bis unter unter 25-Jährigen nehmen leicht ab, 25- bis unter 30-Jährigen steigen leicht an, die 30- bis unter 50-Jährigen nehmen ab und die Altersgruppen ab 50 Jahre nehmen zu (vgl. www.tls.thueringen.de/datenbank/portrait.asp?auswahl=krf&nr=52&vonbis=&TabelleID=kr000113). Die Rückgänge der erwerbstätigen Altersgruppen sind auf die rückläufige Wirtschaftskraft Geras (vorwie- gend klein- und mittelständische Unternehmen mit vorherrschend bis 249 sozialversicherungspflich- tigen Beschäftigten, vgl. www.tls.thueringen.de/datenbank/portrait.asp?auswahl=krf&nr=52&vonbis=&TabelleID=kr000454) zu- rückzuführen. In den letzten zwei Jahren ist ein leichter Wanderungsgewinn zu registrieren. Um diesen Stabiler zu etablieren, gilt es, die Attraktivität der Stadt als Wohn- und Wirtschaftsstandort zu erhöhen. In diesem Kontext ist das naturräumliche sowie kultur- und kunstgeschichtliche Potential der Stadt stärker für die Bewohner und Besucher erlebbar zu machen.

 

Autor:

Prof. Dr. Gerlinde Krause, Erfurt, Oktober 2013