Verein aus Gera will Brücken bauen

Förderverein Stadtwaldbrücken Gera hat in zehn Jahren des Bestehens viele Spuren hinterlassen

Gera Aus der „Brücke“ sind schnell „Brücken“ geworden. Eigentlich ging es 2009 zunächst nur um eine, um die Waldhausbrücke, die vor dem endgültigen Verfall gerettet werden sollte. „Da dies dank des Enthusiasmus, dank viel Herzblut und guter Unterstützung relativ zügig gelungen ist, kamen wir schnell zu den Stadtwaldbrücken in der Mehrzahl“, erzählt Heinrich-Dieter Hischer. Er ist Vorsitzender des Vereins Geraer Stadtwaldbrücken, der sich vor zehn Jahren aus der Initiative für die Brücke unweit von Schloss Osterstein heraus gründete und seither eine Menge Spuren hinterlassen hat.
Weil es mit der nächsten Stadtwaldbrücke, der Marienbrücke, allerdings nicht ganz so zügig voran ging, konzentrierte sich der heute 18-köpfige Verein vor allem darauf, symbolische Brücken in den Stadtwald zu bauen, also darauf, die Menschen in dieses Kleinod zu lotsen. Der etwa 20 Kilometer lange Luther-Rundwanderweg mit 13 Infotafeln, dem vier Meter hohen Reformationskreuz neben der Waldhausbrücke, einer Rundbank um die Luther-Linde sowie dem restaurierten Bismarckstein entlang des Weges sind einige Beispiele, die der Verein, auch als Teil der Grünwerkstatt „Stadtwald erleben“, dank Partnern, Sponsoren und Spendern realisieren konnte. Mit dem gemeinsamen Wandern am Reformationstag hat sich daraus eine schöne Tradition entwickelt, die Menschen zusammen und in den Stadtwald bringt und in diesem Jahr bereits ihre fünfte Auflage erfuhr.
Zwei neue Stadtwaldtore sollen 2020 aufgestellt werden
Hinzu kommen die sogenannten Stadtwaldtore, mit denen markante Eingänge in den Stadtwald noch deutlicher hervorgehoben werden sollen, eben als Brücken in den Stadtwald. Vier gibt es bereits, zwei weitere sollen 2020 folgen, an der Torstenson-Eiche sowie in der Fuchsklamm. Flankiert werden soll das Aufstellen mit der landschaftsgärtnerischen Aufwertung des Umfeldes, sagt Hischer. Die Tore gehen übrigens auf ein weiteres großes Projekt in den zehn Jahren Vereinsbestehen zurück: Eine Projektarbeit mit Landschaftsarchitektur-Studenten der FH Erfurt zum Stadtwald im Jahr 2013. Daraus wiederum entwickelte sich auch die Idee, sich für die Internationalen Bauausstellung (Iba) Thüringen zu bewerben.
Dass das nicht klappte, hat man verschmerzt. Bei der Marienbrücke aber bleibt man hartnäckig. Geplant ist, in Anlehnung an das 40 Meter lange Original aus dem 19. Jahrhundert, das bis 1947 den „Ludergraben“ zum Fuchsturm überspannte, als Hängebrücke neu zu errichten. Wie Heinrich-Dieter Hischer sagt, rechne man mit Gesamtkosten von rund 250.000 Euro und hoffe auf Fördermöglichkeiten mit einem Eigenanteil von 25 Prozent. Der Verein unterstütze dabei einen entsprechenden Förderantrag beim Land.
Hängebrücke im Stadtwald könnte neue Attraktion für Gera werden
Dazu erklärte die Stadt auf unsere Nachfrage, dass das Baudezernat der Stadt zunächst Ende August eine Fördermittel-Voranfrage an die Thüringer Aufbaubank gestellt habe. Im Vorfeld habe es mehrere Gespräche auf politischer Ebene gegeben, „bei denen eine Förderung nicht ausgeschlossen wurde“, heißt es. Der Eingang der Anfrage wurde im Oktober bestätigt, nun würde die Förderwürdigkeit des Vorhabens geprüft. Sollte die Aufbaubank diese bestätigen, „muss die Stadt in einer konkreten Antragstellung die Finanzierung und damit auch die Eigenmittel bestätigen“. Im Haushalt für 2020 sei der Eigenanteil wegen dieser Unwägbarkeiten noch nicht enthalten. Der Stadtwaldbrücken-Verein wirbt trotzdem bereits um Sponsoren und sammelt Spenden für diese „neue Geraer Attraktion“. Matthias Mittenzwey, Leiter des Fachdienstes Stadtgrün, lobte nicht zuletzt deshalb das bisherige Wirken des Vereins und die Zusammenarbeit von Stadt und Verein unter anderem in der Grünwerkstatt. Dadurch habe man es geschafft, viele Menschen in den Wald zu lotsen und man wolle im Gegenzug die Projekte des Vereins als Verwaltung unterstützen, wo es geht.
Kontakt zum Verein: Telefon: (0365) 3 68 20
Infos im Internet: www.brückenverein-gera.de

Über 400 Gäste

Über 400 Geraer und Gäste beim gemeinsamen Lutherwegwandern mit Theater dabei

„Unduldsame Gespräche“ als szenische Lesung der Schauspielprofis von TPThüringen. (Stadtverwaltung/Catrin Heinrich) Die „Grünwerkstatt Stadtwald erleben“ hatte die Wanderungen organisiert. Theater & Philharmonie Thüringen unterstützte anlässlich des 500jährigen Reformationsjubiläums. Unter Regie von Schauspielchef Manuel Kressin beeindruckten Bruno Beeke, Ines Buchmann und Thomas C. Zinke in der Salvatorkirche sowie beim Open Air rund um den Fuchsturm die Wanderer. Sie transportierten äußerst anregenden Stoff mit dem, was Johann Wolfgang v. Goethe oder Thomas Mann, Friedrich Nietzsche oder Karl Marx über Luther einst äußerten. Auch Luthers Selbstreflexion spielte eine Rolle. Viele Wanderer erlebten die Auszüge aus der szenischen Lesung „Unduldsame Gespräche“ als „sehr bewegend“, „darüber habe ich noch lange nachgedacht“, wie es beim Weiterwandern untereinander hieß.

Viele der Wanderer erlebten ihre Gambenmusikpremiere beim Spiel des Ensembles um Antonio Clavijo Rojas in den Geraer Kirchen. (Stadt Gera/Catrin Heinrich) Ebenso große Begeisterung und Nachdenken über „Luther und die Welt“ löste das Gambenconsort um Jesús Antonio Clavijo Rojas in der Marienkirche und in der Zwötzener Kirche aus. Zwischen „das war heute meine Gambenpremiere“ bis hin zu „meditativ“ oder zu „ich tauchte voll in die Zeit vor 500 Jahren ein“, resümierten viele Wanderer das Musikerlebnis und gaben indirekt Claudia Baumgartner Recht, als sie von einer „neuen Qualität und kunstvollen Aufwertung des Lutherwegwanderns“ durch die Theaterbeteiligung am Lutherwegwandern sprach und herzlich den Theatermachern dankte. Sie würdigte außerdem den durch das Theater, durch alle Organisatoren und Wanderer in Gera gelebten Gemeinschaftssinn. Diesen unterstrichen auch Heinrich-Dieter Hischer vom Stadtwald-brücken-Förderverein und Felix Eckerle, Chefdramaturg von TPThüringen, zur Begrüßung aller Gäste in Collis. Für Eckerle zeige ein Tag wie dieser in Gera, dass das Reformationsjubiläum mehr zu bieten habe als Luther-Playmobilfiguren.

Zur Eröffnung in Collis begrüßten (v.l.): Claudia Baumgartner, Dezernentin Bau und Umwelt Gera, Elisabeth Kaiser, neue SPD-Bundestagsabgeordnete, Felix Eckerle, Chefdramaturg TPThüringen, Heinrich-Dieter Hischer, Stadtwaldbrückenförderverein, Dr. Babette Winter, Staatssekretärin für Kultur und Europa in Thüringens Staatskanzlei, Horst Richter, Kirchbauverein Gera und Konrad Nickschick, Fachdienstleiter Umwelt.

Mit durch Gera unterwegs waren auch die Thüringer Staatssekretärin für Kultur und Europa, Dr. Babette Winter, die neue Geraer Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser sowie Mitglieder des Geraer Stadtrates. Als Gäste der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen wanderten auch Christen von STIOC aus Arnheim auf dem Lutherweg mit und gestalteten eigene Beiträge zum Gottesdienst in der Salvatorkirche. Die Niederländer und die hiesigen Pfarrer Dr. Frank Hiddemann und Pfarrer Michael Kleim füllten die Denkzettel für alle Gottesdienstteilnehmer mit vielen Themen zwischen Vertrauen und Gottvertrauen, zwischen Widerstand gegen Obrigkeiten und Würdigung der Demokratien in beiden Ländern.

Zum Organisationsteam des Lutherwegwanderns und zur „Grünwerkstatt Stadtwald erleben“ gehören der Förderverein Geraer Stadtwaldbrücken e.V., der Kirchbauverein Gera e.V., die OTEGAU, Privatpersonen, Ehrenamtliche und die Stadtverwaltung Gera. Der Ökumenische Kirchbauverein weihte anlässlich des 500jährigen Reformationsjubiläums an der Zwötzener Kirche die 13. Lutherweg-Infotafel in Gera ein.

FOTOIMPRESSION VON TOUR 2 ZWISCHEN SALVATORKIRCHE UND REFORMATIONSKREUZ

(Stadt Gera/Catrin Heinrich) Für den guten Überblick wählte sich Manuel Kressin den Platz in der letzten Reihe mittig in der Salvatorkirche. Der TPT-Schauspieldirektor sorgte mit seinem Team für ein Highlight während des Gottesdienstes. Die Auszüge aus der szenischen Lesung „Unduldsame Gespräche“ sorgten für viele weitere Gespräche während der anschließenden Tour auf dem Lutherweg.

(Stadt Gera/Catrin Heinrich) Pfarrer Michael Kleim (Foto) hier während des Gottesdienstes in der Salvatorkirche.

(Stadt Gera/Catrin Heinrich) Ziel erreicht: Im Stadtwald trafen sich die Teilnehmer beider Touren. Rund um das Reformationskreuz und die Waldhausbrücke erlebten sie die Ökumenische Andacht.

(Stadt Gera/Catrin Heinrich) STEFFEN WEIß, INTERNETREDAKTEUR UND FOTOGRAF DER STADTVERWALTUNG GERA, BEGLEITETE FOTOGRAFISCH DIE TOUR 1 ZWISCHEN COLLIS ÜBER ZWÖTZEN IN DEN STADTWALD – HIER ZUR BILDERGALERIE

 

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Mit Luther auf Wanderschaft

Auf den Spuren der Reformation erliefen sich mehrere hundert Geraer den Stadtwald

Von Christine Schimmel

Gera. Hätte man den Dienstag über der Waldhausbrücke schwebend verbracht, hätte man ein Meer aus Menschen zu Füßen gehabt. Denn den Reformationstag nahmen mehrere hundert Geraer und Gäste zum Anlass, sich das Erlebnis Lutherwegwandern nicht entgehen zu lassen.

Auf zwei Wanderrouten machten sie sich auf den Weg durch den Stadtwald, um den Treffpunkt Reformationskreuz zu erreichen, wo eine Ökumenische Andacht abgehalten wurde. Zwischen zehn und drei Kilometern konnten sie wählen, ausgehend von Collis über Zwötzener Kirche und Fuchsturm oder von der Salvatorkirche oder der Untermhäuser Marienkirche zum Ziel. Doch einige liefen sogar noch mehr, zum Beispiel Elke Haun. Sie kam aus Debschwitz zu Fuß nach Collis. „Ich laufe gern und noch dazu in einer so guten Wandergruppe“, sagte sie und lobte die Organisation der Veranstaltung. Da schlossen sich Ursula und Werner Ladeck aus Lusan an, die die Schönheit des Stadtwaldes zu schätzen wissen. Dietlinde Vater wollte schon immer einmal mitwandern, diesmal stand dem Plan nichts im Wege. „Auf dem Colliser Berg hatten wir herrliche Aussichten“, schwärmte sie.

Organisiert hatten das nunmehr dritte Lutherwegwandern d er Förderverein Geraer Stadtwaldbrücken, der ­Ökumenische Kirchbauverein Gera, die Otegau, die Stadt- verwal- tung Gera und Privatleute. Sie sorgten für ein abwechslungsreiches Kulturprogramm bei den jeweiligen Zwischenstationen der Wanderung. Auszüge der Theaterlesung „Unduldsame Gespräche“ von Theater & Philharmonie Gera hörten die Wanderer am Fuchsturm und in St. Salvator und staunten nicht schlecht, welche großen Dichter und Denker zu Luther etwas zu sagen hatten. Musik der Luther-Zeit präsentierten Antonio Clavijo, Tillmann Steinhöfel und Daniel Gutiérrez in den Kirchen von Zwötzen und Untermhaus, die in ihrem Studium das gemeinsame Musizieren für sich entdeckt hatten.

Heinrich-Dieter Hischer vom Stadtwaldbrücken-Verein freute sich über die große Resonanz: „Wir haben es wieder geschafft, den Menschen den Stadtwald schmackhaft zu machen.“ Er hofft auf die Fortführung der Traditionswanderung 2018.

Quelle OTZ