Auf Initiative des Vereins Geraer Stadtwaldbrücken und der Grünwerkstatt soll ein in Vergessenheit geratenes Denkmal aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden. Einige Elftklässler wollen helfen.
Von Christine Schimmel
Gera. Wer auf dem Hainberg durch den Stadtwald spaziert, kennt ihn, den Bismarckstein. Zumindest seine Überreste, die jetzt nach einer 2015 stattgefundenen Aufräum- und Entlaubungsaktion des Vereins Geraer Stadtwaldbrücken zwischen den Bäumen sichtbar ist. Auch zwei Bänke, einst an der Lutherlinde beheimatet, stehen schon am Standort, der im kommenden Frühjahr in neuem Glanz erstrahlen soll.
Natürlich wissen auch die Initiatoren um die streitbare Person Otto von Bismarck und haben es sich zur Aufgabe gemacht, den etwa 1888 errichteten Gedenkstein mit Informationen, durchaus kritischer Natur, zu versehen. Dafür werden Elftklässler des Geraer Liebegymnasiums sorgen.
Im Geschichtsunterricht bei Bernd Böhme recherchieren sie im Zuge des Lehrplanes zum Kaiserreich Wissenswertes zu Bismarck und der Geschichte des Steins in Gera. „Die Schüler haben selbst entschieden, sich mit diesem Projekt zu beschäftigen. Dazu haben sie schon im Stadtarchiv geforscht und werden sich auch noch im Stadtmuseum auf die Spuren des ersten Reichskanzlers begeben“, sagt Geschichtslehrer Böhme. „In den Archiven haben wir allerdings nur wenig Material gefunden, es gibt nicht viel, was den Bezug zu Gera oder dem Geraer Stadtwald erklärt“, meint Schüler Jonas Lejsek und erzählt von einer Art Steckbrief des Politikers, den er mit seinen Mitschülern bereits erarbeitet hat. „Wir haben trotzdem schon einen guten Überblick über Bismarck, müssen uns aber über die Aufbereitung und Gestaltung der Informationen noch Gedanken machen“, ergänzt Andreas Götze. Er findet die Persönlichkeit des preußischen Politikers spannend, genau weil er so kontrovers diskutiert wird. Sollten sie formulieren, mit welchen Worten Bismarck zu charakterisieren sei, antworten die Schüler: „Der eiserne Kanzler, aber auch genial, zum Beispiel wegen seiner Sozialreform.“
Bis die Schüler im April ihren Entwurf einer Informationstafel neben dem Stein präsentieren, bemühen sich Förderverein, der Fachdienst Umwelt der Stadtverwaltung und die Grünwerkstatt „Stadtwald erleben“ um den Ersatz des 1941 demontierten und eingeschmolzenen Bismarck-Reliefs. „Der Stadtwald soll weiter an Attraktivität gewinnen und wir wollen den Stein nicht weiter vor sich hingammeln lassen“, sagt Fördervereinsvorsitzender Heinrich-Dieter Hischer und betont, mit der Wiederbelebung des Gedenksteins einen Teil der Geraer Geschichte erneut interessant zu machen. Geplant ist die Sammlung von Spenden für eine neue Plakette. Etwa 2500 Euro müssen zusammenkommen, um dieses Ziel zu erreichen, so die Schätzung. Erste Sponsoren haben sich bereits gemeldet. Allen voran die Geraer Firma Grau- und Metallguss, die die Plakette nicht nur gießen, sondern auch für das Material aufkommen will. Für die Formung des Reliefs soll ein Künstler beauftragt werden.
Spendenkonto: DE 36 8308 0000 0580 6859 00 Verwendungszweck: Bismarckstein.