
Das Wortspiel der „Volksbrücke“ passte an diesem verregneten Mittwochvormittag im Geraer Stadtwald in mehrfacher Hinsicht. Zum einen, weil es die hiesige Volksbank Gera Jena Rudolstadt war, die mit ihrer 3000-Euro-Spende den Startschuss für die großangelegte Spendenaktion zum Wiederaufbau der Marienbrücke gab.
Zum anderen, weil die Brücke über den sogenannten Ludergraben auf dem breiten Fundament bürgerschaftlicher Unterstützung möglichst vieler Geraerinnen und Geraer entstehen soll.
Laut Planer die erste Brücke Deutschlands ihrer Art
„Wenn jeder Geraer einen Euro spendet, haben wir es geschafft“, sagt Torsten Dähn, selbstständiger Brückenplaner und Mitglied im Förderverein Stadtwaldbrücken Gera. Etwa 80.000 Euro des insgesamt rund 250.000 Euro teuren Brückenprojekts möchte der gemeinnützige Verein gerne über Spendenaktionen einsammeln. So hoch sind die geschätzten Materialkosten für die erste Brücke Deutschlands dieser Art aus Robinienholz, die wegen des ungewohnten Baustoffs auch durch eine Studienarbeit begleitet wurde, sagt Dähn.
Der Vor-Ort-Termin führte Mitglieder des Stadtwaldbrücken-Vereins und Stefanie Bärthel von der Volksbank auf die Südseite des Grabens. Ein Ort, an dem die Bankerin trotz Geraer Wurzeln noch nicht war, wie sie sagte. Sie freue sich aber, als regionales Bankhaus das regionale Tourismus- und Naherholungsprojekt unterstützen zu können. Die Vereinsmitglieder wiederum drückten ihre Dankbarkeit aus. Erste Material-Sponsoren hätten sich darüber hinaus auch schon gemeldet, sagt Bauingenieur Dähn, auch sie lassen die Spendensumme abschmelzen. Er selbst sponserte die komplette Planung der künftig 31 Meter langen Fußgängerbrücke über den bis zu 12 Meter tiefen Graben – immerhin im fünfstelligen Gegenwert. Durch die zugesagte Unterstützung beim eigentlichen Bau durch die Bundeswehr und das Bildungszentrum Ostthüringen (BZO) in Zwötzen können die Kosten für den Verein weiter reduziert werden.
Eröffnungstermin schon im kommenden Jahr geplant
Dass man im Wortsinn auf die stabilen Fundamente der „Altvorderen“ aufbauen kann, sei außerdem ein erheblicher geldwerter Vorteil. Die alten Betonsockel der 1913 zum zweiten Mal errichteten und 1946 abgebauten Marienbrücke zu nutzen, entspreche dem Zeitgeist des „Upcyclings“, meint Dähn. Allerdings muss auch noch in die Natur eingegriffen werden, aus Wildwuchs von damals seien mittlerweile teils beachtliche Bäume geworden, sagt der Vereinsvorsitzende Heinrich-Dieter Hischer, der unermüdlich für die neue Marienbrücke wirbt. Zu den notwendigen Fäll- und Schnittarbeiten laufen noch Absprachen mit dem Forstamt.
Die Vereinsmitglieder um Hischer sind dennoch zuversichtlich, dass das Projekt realisiert werden kann. So zuversichtlich, dass sie einen festen Eröffnungstermin anpeilen, der mit dem Bauablaufplan harmoniert. Zur Reformationswanderung am 31. Oktober 2026 soll die Brücke am Panoramawanderweg zwischen Fuchsturm und Schloss Osterstein feierlich eingeweiht und übergeben werden.
Zuvor wird bei jeder Gelegenheit um Unterstützung geworben – unter anderem mit „Spendenhölzern“, Robinienscheiben für 10,20, 50 oder 100 Euro. Auch höhere Beträge sind natürlich möglich.
Quelle: OTZ Herr Hilbert