ARGe steht für Altenburg, Ronneburg und Gera/ auch Arbeitsgemeinschaft; NOAH steht für Nachhaltige, gestalterische Ordnung in Angemessenheit beim Stadtumbau mit touristisch ausstrahlender Wirkung und Beförderung von Heimatbewusstsein/ initiiert das Aufbrechen zu neuen Ufern.
„Stehen bleiben k ö n n e n wir nicht; zurückgehen w o l l e n wir nicht: wir werden also schon dem edlen Triebe folgen müssen, vorwärts zu schreiten.“
Jonathan Schuderoff (1825)
200 Jahre Landesverschönerung in Ostthüringen am Beispiel der Städte Altenburg, Ronneburg und Gera.
1825 wurde die Schrift Landesverschönerung von Jonathan Schuderoff, u.a. Oberpfarrer von Ronneburg, in Altenburg gedruckt. Es ist nach Däumel das erste, „sich allein mit Landesverschönerung befassende Buch“ (D 46) Deutschlands und greift die Intentionen der 1823 gebildeten Deputation für Landesverschönerung „im Herzogtum Altenburg“ (S 49) auf. Die Idee, „das Land [zu] verschönern, damit du Schaden und Nachtheil nach Kräften abwendest, und frohen Lebensgenuß, Wohlstand und Anmuth auf Erden beförderst“ (S 33) ist von Bürgern gemeinsam zu tragen, um „B ü r g e r s i n n“ und „L a n d e s s i n n“ (S 92) auszuprägen. Gebaut werden soll „nach a l l g e m e i n g ü l t i g e n G r u n d s ä t z e n, bauet e i n f a c h; bringt in das Ganze bei aller Mannigfaltigkeit E i n h e i t“ (S 56).
Den 1825 formulierten Intentionen folgen die Ostthüringer Städte Altenburg, Ronneburg und Gera mit beachtlichen Leistungen, insbesondere im Aufbau und in der qualitätvollen Ausgestaltung gesamtstädtischer Grünsysteme.
Diese gewachsene „grüne Quantität und Qualität“ bauen sie mit hohem bürgerschaftlichen Engagement im Zusammenspiel mit den kommunalen Verwaltungen aus und entwickeln sie zu ihren Markenzeichen.
Präsentiert werden sollen zur IBA Thüringen in Kooperation der FH Erfurt mit den 3 Städten
– Attraktivitätssteigerung Stadtwald Gera zur Umsetzung eines touristischen Entwicklungskonzepts,
– großflächige Aufforstung und Ausgestaltung der Ronneburger Bergbaufolgelandschaft in Ergänzung des bestehenden Grünsystems und zur touristischen Aufwertung,
– Kleingartenentwicklung/-umbau als wesentliche Elemente der weiteren Ausprägung des gesamtstädtischen Grünsystems in Altenburg, gefördert durch ein kommunales Förderinstrumentarium,
– Attraktivitätssteigerung des Familien- und Freizeitareals „Großer Teich/ Hellwiese/ Stadtwald/ Skatarena“ in Altenburg,
– Entwicklung von Rückbauflächen des Wohngebietes (WG) Altenburg-Nord, u.a. bis hin zur Rückgewinnung landwirtschaftlicher Nutzflächen im Kontext von Stadtumbau.
Warum Landesverschönerung?
In der 1825 veröffentlichten Schrift Landesverschönerung verleiht Schuderoff seiner Überzeugung Ausdruck
- dass die „Liebe zu einer Idee“ (S, Vorwort) eine hohe BESTÄNDIGKEIT aufweisen und eine Vielzahl von Aufgaben lösen helfen wird.
Er fordert ein,
- „dass wir unsern Nachkommen verhältnismäßig eben so viel übrig lassen werden, als die früheren Geschlechter uns schuldig geblieben sind.“ (S 17) – NACHHALTIGKEIT
Er verweist darauf,
- dass „BILDUNG (Kultur) und Landesverschönerung“ sich wechselseitig bedingen „und je allgemeiner jene, desto umfassender auch diese.“ (S 60).
Schuderoffs Intention zur Landesverschönerung ist ein langfristig orientiertes, programmatisches Werk, dass nicht nur in d. Theorie verbleibt, sondern im Ostthüringer Raum verinnerlicht und bis in d. Gegenwart getragen wird. Es bietet vielfältige Berührungspunkte mit dem IBA Thüringen–Konzept.
Warum Landesverschönerung in Altenburg, Gera und Ronneburg?
Altenburg, Ronneburg + Gera sind bedeutende Städte im Ostthüringer Raum mit Anbindung an die BAB A4. Ihre Bedeutung als Knotenpunkte im mittelalterlichen Handelswegenetz erbrachte wirtschaftlichen Reichtum. In den Residenzstädten siedelten sich geistig-kreative Persönlichkeiten an. Industrialisierung + Bergbau vor allem seit Ende des 19. Jahrhunderts führten zu weiterem wirtschaftlichen Aufstieg, erheblichem Stadtwachstum, hochwertiger BAUKULTUR + geistig-kultureller Blüte.
In diesem Kontext etablierte sich früh eine rege Vereinstätigkeit (in ABG ab 1803), die bis heute zur STÄRKUNG STÄDTISCHER IDENTITÄTEN beiträgt (192 Vereine in Gera, 103 in ABG, 45 in Ronneburg) + durch ihre PROZESSKULTUR bleibende Werte erbringt wie
- Altenburg
- Kleingartenbewegung mit Gründung der Kleingartenanlage (KGA) Bauhof I 1887 (1. Thüringens), unterhält heute ca. 100 ha/ 36% d. städt. Grünflächen
- mit Gründung d. Herzog-Ernst-Wald-Vereins 1907 Beginn Aufforstung d. Stadtwaldes im Süden v. ABG (81 ha), ab 1928 gestalterische Ausformung
- Rettung d. 2003 zur Beräumung frei gegebenen Botanischen Gartens durch Förderverein, 2006 Wiedereröffnung.
- Gera
- Aufbau d. Stadtwaldes ab 1731, ab 1890 Ausgestaltung durch Verschönerungsverein, 2010 Fertigstellung d. Waldhausbrücke durch Förderverein
- 2013 Fertigstellung Schlossgarten (Schloss Osterstein) durch BUGA-Förderverein.
- Ronneburg
- „Herstellung“ d. ‚Neuen Landschaft Ronneburg‘ im Zuge d. Rekultivierungsmaßnahme v. Wismut GmbH + BUGA Gera-Ronneburg 2007, Unterstützung durch BUGA-Förderverein
- jährliches Brunnenfest im Brunnenholz v. Heimatverein.
Altenburg, Ronneburg + Gera sind über Straßen + Radwege, gesamtstädtische Grünsysteme sowie zweiseitige Partnerschaften (Theater Gera-Altenburg, BUGA Gera-Ronneburg) miteinander verbunden. Die Projektidee ARGe NOAH mit einer späteren kommunalrechtlichen Struktur zielt ab auf eine neue Qualität der PARTNERSCHAFT. Es gilt, die weichen Standortfaktoren der drei Städte zu stärken + das etablierte BÜRGERSCHAFTLICHE ENGAGEMENT zu nutzen, um PROBLEME DES WIRTSCHAFTLICHEN + DEMOGRAFISCHEN WANDELS positiv zu beeinflussen (Stadtumbau als vorrangige Aufgabe).
Warum werden gerade diese Vorhaben präsentiert?
1. Seit den 1990er Jahren wuchs mit Zunahme der Stressfaktoren ( Arbeitsplatzsorge, -pendeln, erhöhte Qualifikationsanforderungen im Berufsleben) die ‚Sehnsucht nach Ruhe und Ausspannen‘. Traditionelle Werte gewannen in diesem Kontext an Relevanz + führten zu einer Bedeutungssteigerung von Gartenarbeit + ländlicher Idylle. Parallel zum erlebnisorientierten Freizeitkonsum entwickelt sich eine neue mental-ausgerichtete Sinnorientierung „zur wichtigsten Ressource der Zukunft und zu einer großen Herausforderung der Wirtschaft“. (B 2)
Das Kleingartenwesen bietet im Ostthüringer Raum einen überdurchschnittlich hohen Versorgungsgrad, hat im Kontext von Schrumpfung und Alterung in den Städten eine Vielzahl an Problemen zu bewältigen. Diesen neuen Anforderungen stellt sich der Regionalverband „Altenburger Land der Kleingärtner“. Er entwickelte bereits ab 2005 ein INNOVATIVes Kleingartenentwicklungskonzept als Teil des ISEK (aktuell 2. Fortschreibung) + offeriert so jeder Anlage eine Zukunftsperspektive (Umbau/Rückbau). Zur Umsetzung des Konzeptes wurde ein in Deutschland bisher EINZIGARTIGes kommunales Förderinstrument etabliert + der Kleingartenumbau begonnen. Präsentiert wird zur IBA die Spannweite dieses Umbauprozesses an den KGA Bauhof I/II (älteste KGA, innerstädtische Lage) + dem neu zu entwickelnden Kleingartenpark ABG-Ost (Stadtrandlage).
2. Geht man davon aus, dass sich die Zwei-Drittel-Gesellschaft in der BRD (vgl. Armutsdiskussion) weiter ausprägen wird + berücksichtigt man gleichzeitig die steigende Alterung (zunehmende Immobilität) erlangt Naherholung einen höheren Stellenwert, d.h. Stadtrandzonen als ERLEBBARE StadtLANDSCHAFTEN gewinnen mit ihren Optionen für eine ruhige, Sinn betonte Erholung im vielfältigen Übergang zur Landschaft an Bedeutung. Sie sind zu Wohlfühllandschaften zu entwickeln.
Gera + Altenburg besitzen ausgedehnte Stadtwälder, die über Landesverschönerung eine BESONDERE, nachhaltige Ausgestaltung erfuhren. Im Süden Altenburgs entstand eine DENKMALWÜRDIGE SACHGESAMTHEIT aus Wäldern, landw. Nutzflächen, Bächen, Park-, Sport-/Freizeit-/KGA + Wohnen, die weiter ausgeformt werden soll. Mit dem Stadtumbau im WG ABG-Nord soll an die Intentionen im Süden angeknüpft + eine neue Stadtrand-Qualität präsentiert werden. Gera verfügt über den DRITTGRÖSSTEN STADTWALD THÜRINGENS mit insges. 1.100 ha (LSG „Geraer Stadtwald“, FFH-Gebiet, Stadtlage) + wurde von der Arbeitsgemeinschaft „Naturgemäße Waldwirtschaft“ ausgezeichnet. Die Ausgestaltung des Stadtwaldes wird über bürgerschaftliches Engagement als Baustein für ein Konzept der Nah- sowie Regionalerholung + als ein Teilelement des gemeinsamen Ostthüringer Städtetourismus in neuer Qualität fortgesetzt. Ronneburg verfügt als Radiumbad + Kurort ebenfalls über ein ausgestaltetes gesamtstädtisches Grünsystem. Die großflächige Aufforstung erweitert dieses System + entwickelt gleichzeitig die 124 ha umfassende Landschaftsneugestaltung der BUGA „Neue Landschaft“ fort.
3. Während die Vereinstätigkeit 2004 zu 2009 in Ostdeutschland leicht rückläufig war, können die drei Städte auf eine stabil gewachsene Entwicklung verweisen. Das gering organisationsgebundene Engagement erhöhte sich im Vergleichszeitraum. Dieses Potential (vorherrschend der kreativen Jungen), gepaart mit dem STABILEN BÜRGERSCHAFTLICHEN ENGAGEMENT IN DEN DREI STÄDTEN (vorherrschend die Altersgruppen der 50- bis 59-Jährigen/60- bis 69-Jährigen), ist die Grundlage der Projekt-Umsetzung.
4. Ein koordinierter Städtetourismus ist als wirtschaftsstärkende Komponente angedacht. Es gilt, dem „anspruchsvollen, preissensiblen und multioptional agierenden Kunden mit vielschichtigen, komplexen und in Teilen widersprüchlichen Konsum- und Lebensstilen“
5) ein breites Angebot zu offerieren. Dementsprechend wird die Präsentation der Projektidee mit Tagungen zu „200 Jahre Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes“ eröffnet + zu „200 Jahre Landesverschönerung im Ostthüringer Raum“ beendet. Für den Zwischenzeitraum sind wechselnde Kunstausstellungen + Events in den drei Städten vorgesehen, um auch den BILDUNGS- + KULTURGEDANKEN DER LANDESVERSCHÖNERUNG zu befördern.