
Vor 140 Jahren erstmals erbaut, vor knapp 80 Jahren verschwunden – in den Jahren dazwischen überspannte die Marienbrücke einen rund 12 Meter tiefen Graben auf dem Wanderweg zwischen Osterstein und Fuchsturm im Geraer Stadtwald. Von der Wanderwegbrücke ist bis auf die Fundamentsteine nichts übrig – bis auf die Sehnsucht engagierter und traditionsbewusster Geraer, die Holzbrücke wiederauferstehen zu lassen.
Brückenplaner ist Vereinsmitglied und sponsert detaillierte Planung
Der Name des Fördervereins Stadtwaldbrücken Gera ist Programm. Mit der Waldhausbrücke ist dies bereits gelungen. Mit der Marienbrücke hat sich der Verein schon vor Jahren ein weiteres überaus ambitioniertes Projekt vorgenommen, das nun aber einen guten Schritt vorwärtskommt. Deshalb auch wollte Vorsitzender Heinrich-Dieter Hischer den Moment auch gerne im Bild festhalten, in dem der Verein, um im Bild zu bleiben, ein „tragfähiges“ Brückenkonzept zur weiteren Bearbeitung und Genehmigung an die Stadt Gera übergeben konnte.
Die überreichten Ordner beinhalten dabei nicht bloß den frommen Wunsch, man möge eine Brücke nach altem Vorbild bauen. Vereinsmitglied Torsten Dähn ist Bauingenieur und selbstständiger Brückenplaner mit Büro in Gera und hat auf Grundlage der bisherigen Absprachen und Erkenntnisse ehrenamtlich einen Planungsentwurf für die Brücke im fünfstelligen Gegenwert erarbeitet. Die vorgeschlagene einfache Fußgängerbrücke orientiert sich am Original, sei aber modern interpretiert, sagt der Planer.
Neue Fußgängerbrücke soll kürzer und überdacht werden
In der Planung sei es gelungen, die Brücke zu verkürzen, von 44 auf 31 Meter und damit auf fünf statt acht Felder. Die vorhandenen Fundamente sollen freigelegt werden und neue Stahlbetonköpfe erhalten, auf denen die Holzkonstruktion aus langlebigem Robinienholz errichtet wird. Die Träger sollen aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) bestehen. Ob dieses Material auch für den Brückenbelag genutzt wird, ist noch nicht final entschieden.
Die Brückenkonstruktion soll in traditioneller Zimmermannsbauart erfolgen, anders als die auf alten Bildern überliefert Ur-Variante aber eine Überdachung erhalten, die in erster Linie das Holz, daneben aber natürlich auch die Brückennutzer vor Nässe von oben schützen soll.
Im Konzept wird von einem Gesamtwert der neuen Marienbrücke von rund 250.000 Euro ausgegangen. Neben dem Brocken an gesparter Planungsleistung ist der Verein frohen Mutes, durch die Unterstützung der Bundeswehr und des Bildungszentrums Ostthüringen (BZO) einen weiteren Großteil der Kosten sparen zu können. Die Bundeswehr, erzählt Hischer, sei auf einen Beitrag unserer Zeitung hin an den Verein herangetreten und habe Hilfe angeboten. Inzwischen gebe es eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der IHK, sodass die Maßnahme als Ausbildungseinheit für die Geraer Pioniere umgesetzt werden könne.
Materialkosten von 80.000 Euro müssen gestemmt werden
So bleiben laut Vorsitzendem etwa 80.000 Euro an Materialkosten, die über Eigenmittel des Vereins, über mögliche Zuwendungen wie Lottomittel und über Spenden finanziert werden sollen. Hier hofft man auf die tatkräftige Hilfe aus der Bürgerschaft und der Unternehmerschaft. Heinrich-Dieter Hischer freut sich, dass auch der Ortsteilbürgermeister von Debschwitz, Andreas Kinder (CDU), schon Bereitschaft für Arbeitseinsätze signalisiert hat.
- Kontakt zum Verein und Spendenkonto: www.brückenverein-gera.de
Konrad Nickschick nahm von Seiten der Stadtverwaltung Gera die Planungsunterlagen entgegen. Er ist Projektkoordinator der Stadt für die Marienbrücke und als solcher für die Abstimmung mit Verein, Behörden und ThüringenForst zuständig. Er betonte ausdrücklich den Rückhalt des Geraer Oberbürgermeisters für das Projekt und sieht den engagierten Verein in einer guten Tradition bürgerschaftlichen Engagements, durch das schon die frühere Marienbrücke errichtet wurde.
Grünarbeiten könnten schon im Herbst beginnen
Zum Ablauf erklärte Konrad Nickschick, dass nun in zwei Genehmigungsschritten zum einen mit dem Forstamt die Waldeingriffe abgestimmt werden müssen, zum anderen die betroffenen Ämter beteiligt werden. Da es sich bei dem Waldstück um städtischen Grund handelt, sei für dieses Vorhaben keine Öffentlichkeits- und Stadtratsbeteiligung vorgesehen, heißt es.
Läuft alles nach Plan, könnte bereits im Herbst mit den notwendigen Grünarbeiten begonnen werden, die aus Natur- und Artenschutzgründen erst in diesem Zeitraum stattfinden dürfen. Wie schnell dann die Brücke tatsächlich realisiert werden kann, hängt sicher auch an der Material-Finanzierung. Näher an einer Rückkehr der Marienbrücke dürfte man bisher aber noch nicht gewesen sein.
vom Marcel Hilbert quelle: OTZ https://emag.otz.de/titles/otzgera/10142/publications/1979/pages/16/articles/2251020/16/2
und jetzt noch unser Brückensong: https://xn--brckenverein-gera-32b.de/wp-content/uploads/2025/04/Marienbruecke-Song.mp3