Vier Thüringer stehen für IBA-Projekt „ARGE NOAH“

200 Jahre Landesverschönerung in Ostthüringen am Beispiel der Städte Altenburg, Ronneburg und Gera

Brücken bauen und Brücken in der Region schlagen wollen die Projektpartner von ARGE NOAH. An ihrer symbolischen Projektbrücke präsentierten sie sich gemeinsam (v. l.) den IBA-Projektleitern Bernard Heitele, Claudia Siebeck und IBA-Geschäftsführerin Dr. Marta Doehler-Behzadi. Für die ARGE-NOAH-Projektleitung und die Partner standen Geras Baudezernent Ramon Miller, die Universitätsprofessorin Dr. Gerlinde Krause, Ronneburgs Bürgermeisterin Krimhild Leutloff, Altenburgs Bürgermeisterin Kristin Knitt sowie die Studentin Janina Bader und die Mitglieder des Stadtwaldbrücken-Fördervereins mit ihrem Vorsitzenden Hans-Dieter Hischer (2.v.r.) sowie der Geraer IBA-Beauftragte Thomas Leidel.
Brücken bauen und Brücken in der Region schlagen wollen die Projektpartner von ARGE NOAH. An ihrer symbolischen Projektbrücke präsentierten sie sich gemeinsam (v. l.) den IBA-Projektleitern Bernard Heitele, Claudia Siebeck und IBA-Geschäftsführerin Dr. Marta Doehler-Behzadi. Für die ARGE-NOAH-Projektleitung und die Partner standen Geras Baudezernent Ramon Miller, die Universitätsprofessorin Dr. Gerlinde Krause, Ronneburgs Bürgermeisterin Krimhild Leutloff, Altenburgs Bürgermeisterin Kristin Knitt sowie die Studentin Janina Bader und die Mitglieder des Stadtwaldbrücken-Fördervereins mit ihrem Vorsitzenden Hans-Dieter Hischer (2.v.r.) sowie der Geraer IBA-Beauftragte Thomas Leidel.

„Stehenbleiben k ö n n e n wir nicht; zurückgehen w o l l e n wir nicht: wir werden also schon dem edlen Triebe folgen müssen, vorwärtszuschreiten.“ Dieses Zitat stammt von Jonathan Schuderoff und: aus dem Jahr 1825. Dr. Gerlinde Krause, Professorin an der Fachhochschule Erfurt im Fach Landschaftsarchitektur, schrieb es in den Einstieg einer Bewerbung bei der Internationalen Bauausstellung Thüringen (IBA). Schuderoff war Ronneburger Pfarrer und verfasste so etwas wie ein Grundsatz-Dokument zur Landesverschönerung mit der Botschaft: niemals aufzugeben, unser Umfeld lebenswert und nachhaltig für folgende Generationen zu formen. Prof. Krause bewarb unter anderem damit bei der IBA das Gemeinschaftsprojekt „ARGE NOAH“. Sie möchte in Kooperation mit den Städten Altenburg, Ronneburg und Gera sowie Vereinen in den Städten für die Landesverschönerung „zu neuen Ufern aufbrechen“, so Prof. Krause.

„Unser Projekt ist einzigartig – denn wir arbeiten über Stadtgrenzen hinweg und mit mehreren Vereinen in allen Städten zusammen. Damit entspringt unser Projekt einer breiten Basis, es hat viele Köpfe, viele Hände, enorme Breitenwirkung und langen Atem“, so die Expertin für Stadt- und Freiraumplanung.

Sie und ihre Partner nutzten den Besuch der IBA-Geschäftsführerin Dr. Marta Doehler-Behzadi in Begleitung von IBA-Projektleitern am Mittwoch (17.9.) in Gera. Die ARGE-NOAH-Partner präsentierten ihr Gemeinschaftsprojekt an einer extra für den Tag hergestellten symbolischen Brücke. Die Bürgermeisterinnen aus Altenburg und Ronneburg, Kristin Knitt und Krimhild Leutloff, der Vorsitzende des Geraer Stadtwaldbrückenvereins Heinrich-Dieter Hischer und Geras Dezernent Bau und Umwelt Ramon Miller demonstrierten ihre Geschlossenheit für das Projekt. „Unser Projekt ist ein Brückenschlag für die Zusammenarbeit in der Region, von moderner Wissenschaft und Praxis sowie von Stadtverwaltungen mit Vereinen“, so Heinrich-Dieter Hischer. Sein Verein möchte die Marienbrücke im Geraer Stadtwald wiederaufbauen und das städtische Projekt für einen attraktiveren Stadtwald unterstützen. Die Altenburger werden sich ebenfalls ihrem Stadtwald widmen, ihn attraktiver gestalten. Die Ronneburger möchten eine ehemalige Haldenaufstandsfläche mit Bäumen wiederaufforsten. Und die FH Erfurt möchte ihre Studenten an praktischen Anforderungen arbeiten lassen. Erste Masterarbeiten wurden bereits verfasst, zum Beispiel zum Stadtwald und zum Mühlgraben in Gera. Weitere werden folgen, begleitet von der Hoffnung aller Projektpartner, ein IBA-Projekt zu werden. Am 30. September gibt die IBA GmbH bekannt, welche der 250 Projektbewerbungen weiter verfolgt werden und in die engere Auswahl um den begehrten Status eines IBA-Projektes kommen.

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Dr. Doehler-Behzadi und die Projektleiter verfolgten sehr interessiert die Inszenierung zur Projektvorstellung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Internationale Bauausstellung Thüringen (IBA) will bis 2023 zukunftsweisende innovative Ideen für Thüringen befördern. Bis zum Sommer konnten sich Ideengeber bewerben. Am 30. September gibt die IBA bekannt, welche der Bewerber in die nähere Auswahl zur „Tauglichkeitsprüfung“ als IBA-Projekt kommen.

Heute (Mittwoch, 17. September) besuchte die IBA-Geschäftsführerin Dr. Marta Doehler-Behzadi mit den Projektleitern Bernhard Heitele und Claudia Siebeck Gera. Einerseits zielte der Besuch darauf ab, die IBA Thüringen in Gera vorzustellen und mit Geraern ins Gespräch zu kommen. Andererseits wollte die IBA GmbH Gera und Projektträger, die sich mit ihren Ideen bei der IBA bereits im Sommer beworben haben, näher kennenlernen.

„Die IBA ist für Gera eine Chance. IBA-Projekte bekommen Rückenwind in Form von qualifizierter Beratung und eventuell von Zuschüssen aus einem 30-Millionen-Euro-Budget. Deshalb freuen wir uns über das Interesse der IBA an Gera“, so Oberbürgermeisterin Dr. Viola Hahn. Sie tauschte sich mit der IBA-Geschäftsführerin intensiv zum Projekt „Musik-Campus Rutheneum seit 1608 Gera“ aus und stellte im ehemaligen Reussischen Regierungsgebäude in der Burgstraße zusammen mit dem Dezernenten Bau und Umwelt, Ramon Miller, die Schulbaupläne für das Goethegymnasium vor. Um das thüringenweit einzigartige Musik-Spezial-Gymnasium an einem Standort räumlich zu verschmelzen, soll das Schulhaus am Nicolaiberg aufgegeben, dafür das ehemalige Regierungsgebäude umgebaut und nach Abriss der Plattenbauten in der Reichsstraße daran ein Neubau angebaut werden.

Aufgrund mehrerer Besonderheiten empfiehlt sich die Stadt Gera mit diesem Schulbau als IBA-Projekt: „Das Projekt ist neben der Errichtung des Industriegebietes Cretzschwitz in Kooperation mit der LEG das wichtigste städtische Investitionsprojekt. Das hat der Stadtrat im Mai 2014 mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept ISEK GERA2030 beschlossen“, so Ramon Miller. Die Schule sei die älteste höhere Bildungseinrichtung der Stadt und durch ihre Lage in der Altstadt für die Stadt und Stadtentwicklung prägend. Der Jugendkonzertchor der Schule gehöre zu den Top 6 in Deutschland, demnächst steht ein Auftritt in der Carnegie Hall in New York auf dem Programm. Der Chor wirke als internationaler Botschafter. Mit dem Schulbau und der Sanierung des Altbaus soll eine Symbiose von alt und neu gelingen und den funktionalen Anforderungen dieser Spezialschule gerecht werden.

Den Austausch zwischen IBA-Geschäftsführerin und OB zum Schulprojekt begleiteten Schulleiter Dr. Joachim Hensel und Schulfördervereinsvorsitzender Michael Uhlig.

Ins Gespräch kamen die IBA-Vertreter mit der Oberbürgermeisterin und dem Baudezernenten auch zur Bewerbung der Stadt Gera mit dem Projekt „Stadtentwicklung im Dialog – Vernetzte Stadt“. Netzwerke sollen wichtige Themen der Stadtentwicklung vorantreiben in engem Austausch mit Bürgern, Unternehmen, Vereinen und Initiativen und auf bereits vorhandene Kontakte aus den ISEK-Arbeitsgruppen aufbauen.

Die Stadtverwaltung Gera beteiligt sich außerdem als Partner an drei Gemeinschaftsbewerbungen: Das Projekt „ARGE NOAH“ unter Leitung von Prof. Dr. Gerlinde Krause von der Fachhochschule (FH) Erfurt setzt in Partnerschaft mit Gera, Altenburg und Ronneburg auf Thüringer Landesverschönerung. Gera möchte unter der Überschrift „Stadtwald entdecken“ gemeinsam mit dem Förderverein Stadtwaldbrücken e.V. die Attraktivität des Stadtwaldes erhöhen. Ronneburg bringt in der „ARGE NOAH“ die Aufforstung von Haldenflächen ein und Altenburg möchte neue Impulse bei der nachhaltigen Entwicklung des Kleingartenwesens und des Naherholungsgebietes am Großen Teich setzen.

Mit dem zweiten Gemeinschaftsprojekt „Region Gera“ unter der Federführung der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft KAG Wismut-Region wollen Gera und umliegende Gemeinden Lebensqualität in Dorf und Stadt neu definieren – und zwar nicht nach bundeseinheitlichen Vorgaben, sondern individuell vor Ort in der Region Gera, und darauf aufbauend Leistungen zur Daseinsvorsorge abstimmen.

Beim dritten Gemeinschaftsprojekt schlossen sich auf Initiative der Stadt Gotha unter dem Titel „PrinzIBA“ sieben Städte mit dem Ziel zusammen, sich zur Umsetzung von IBA-Projekten auszutauschen und abzustimmen.

Catrin Heinrich
Stadtverwaltung Gera
Dezernat Bau und Umwelt
Integriertes Stadtentwicklungskonzept ISEK GERA2030

Mit „Landesverschönerung“ Brücken bauen Internationale Bauausstellung Thüringen Gera, Altenburg, Ronneburg und die Fachhochschule Erfurt verfolgen das Stadtgrün-Projekt „Arge Noah“

OTZ 29.08.2014

Von Marcel Hilbert
Gera Was mit dem Einsatz für einzelne zerstörte Brücken im Geraer Stadtwald begann, ist mittlerweile zu einer umfassenden und komplexen Konzeption für drei Ostthüringer Städte gewachsen. Zusammen mit der Fachhochschule (FH) Erfurt und dem Förderverein Stadtwaldbrücken Gera bewerben sich Gera, Ronneburg und Altenburg mit der Projektidee „Arge Noah“ für die Internationale Bauausstellung Thüringen (IBA). Während die Bezeichnung „Arge“ dabei sowohl für Arbeitsgemeinschaft als auch für die Anfangsbuchstaben der Städte steht, beinhaltet „Noah“ die Begriffe Nachhaltigkeit, Ordnung, Angemessenheit und Heimatbewusstsein.
Konkrete Vorhaben in den einzelnen Städten sind dabei in Gera die Attraktivitätssteigerung und bessere touristische Vermarktung des Stadtwaldes, in Ronneburg die Aufforstung und Ausgestaltung der Bergbaufolgelandschaft und in Altenburg zum einen die Kleingarten-Entwicklung und zum anderen die Entwicklung von Rückbauflächen des Wohngebietes Altenburg-Nord. Die gemeinsame Bewerbung soll dazu beitragen, die drei Städte touristisch näher zusammenzubringen, sagt Gerlinde Krause, Landschaftsarchitektur-Professorin an der FH Erfurt, aus deren Feder das Projekt-Konzept stammt.
Untertitel der Projektidee „Arge Noah“ ist „200 Jahre Landesverschönerung in Ostthüringen am Beispiel der Städte Altenburg, Ronneburg und Gera“. So jähre sich im Zeitraum der IBA die Veröffentlichung der Schrift „Landesverschönerung“ des ehemaligen Ronneburger Oberpfarrers Jonathan Schuderoff zum 200. Mal. 1825 beschrieb er, was laut Gerlinde Krause die drei Städte heute noch mit beachtlichen Leistungen verfolgen: den Aufbau und die qualitätvolle Ausgestaltung gesamtstädtischer Grünsysteme im Zusammenspiel von Verwaltung und bürgerschaftlichem Engagement. „Landesverschönerung“ präge nach Schuderoffs Schrift sowohl den „Landessinn“ als auch den „Bürgersinn“ und sei, so heißt es in der Konzeption, langfristig orientiert und im Ostthüringer Raum bis in die Gegenwart verinnerlicht.
Ein gutes Beispiel liefert hier der genannte Geraer Stadtwaldbrücken-Verein. Dieser hatte sich 2009 gegründet, um die marode Waldhausbrücke nahe Schloss Osterstein zu retten, wie der Vorsitzende Heinrich-Dieter Hischer erzählt. Nachdem das 2011 geschafft war, sei die Verwaltung an den Verein getreten mit dem Hinweis, dass es ja noch mehr Brücken im Stadtwald gebe. So wurde die Wiederherstellung der 1946 verschwundenen Marienbrücke als nächstes, allerdings wesentlich ambitionierteres Ziel erkoren.
Im Laufe der Zeit und durch die Kontaktaufnahme mit der FH Erfurt ist aus diesem Ziel mit Hilfe von Gerlinde Krause und 40 Studenten des Masterstudiengangs Landschaftsarchitektur ein „Globalprojekt“ geworden, sagt Hischer. Die von den Studenten erarbeiteten Teilprojekte zur ganzheitlichen Aufwertung des Stadtwaldes wurden zuletzt auch im Rathaus der Stadt präsentiert. Schon diese Zusammenarbeit zwischen Verein und FH, so sagt Hischer, geschah mit Blick auf die IBA. Auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept Gera 2030 findet sich dieses Projekt als Teilprojekt „Stadtwald erleben“.
Von Gerlinde Krause sei die Idee an den Förderverein Stadtwaldbrücken herangetragen worden, sinnbildlich die „Brücke zu spannen“ zu ähnlichen landschaftsgestalterischen Ansinnen in Ronneburg und Altenburg. „Wir waren erst skeptisch“, sagt Heinrich-Dieter Hischer. Doch der Verein habe sich heute mit dem Gedanken des umfassenden IBA-Projektes angefreundet. Inzwischen, so Hischer, stünden die Kommunen dazu auch in Kontakt.
„Die FH tritt hier als Moderator auf“, sagt Gerlinde Krause und verweist auf ähnliche Studienprojekte in Altenburg, wo beispielsweise im Herbst eine Abschlussarbeit zum „Kleingartenpark Altenburg Ost“ präsentiert werden soll. Ronneburg, so räumt sie ein, sei für die Studenten zwar noch Neuland, aber auch da habe man bereits Hilfe angeboten und könnte sich studentisches Arbeiten bei der Entwicklung eines gestalteten Erholungswaldes in der Bergbaufolgelandschaft vorstellen, sagt die Professorin.
Quelle: OTZ 29.08.2014