Geraer rettet zwei Tafeln zum Lutherweg

Stadtspitze dankt dem Finder

Gera. Seit Wochen galten sie laut Stadtverwaltung als ver- misst: die Infotafeln zum Lu- therweg am Schloss Osterstein. Vorigen Dienstag meldete sich über soziale Netzwerke Christo- pher Köbe. Er habe die Tafeln gefunden und in Sicherheit ge- bracht, informiert die Stadtver- waltung. Geras Fachdienstleiter Stadtgrün, Matthias Mitten- zwey, habe sich mit ihm in Ver- bindung gesetzt und ließ über sein Team die Infotafeln wieder an den Befestigungssäulen an- bringen. Geras Oberbürgermeis- ter Julian Vonarb (parteilos) dankte Köbe über die sozialen Medien und in der Pressemittei- lung: „Sie haben die Vermissten gefunden und auch noch den Schlossberghang hinauf getra- gen. Das hätte nicht jeder getan – vielen Dank dafür.“

Zwölf dieser Infotafeln hatten der Ökumenische Kirchbauver- ein Gera gemeinsam mit dem Förderverein Geraer Stadtwald- brücken und der Stadt anläss- lich der Eröffnung des Luther- weges in Gera 2015 installiert. Geras Baudezernentin Claudia Baumgartner (parteilos) be- merkte, dass es schade und ärgerlich ist, dass überhaupt erst der Einsatz von Herrn Köbe notwendig wurde. „Es wäre schön, wenn wir uns nicht mit Vandalismus herumärgern müssten.“ (red)

Über 400 Gäste

Über 400 Geraer und Gäste beim gemeinsamen Lutherwegwandern mit Theater dabei

„Unduldsame Gespräche“ als szenische Lesung der Schauspielprofis von TPThüringen. (Stadtverwaltung/Catrin Heinrich) Die „Grünwerkstatt Stadtwald erleben“ hatte die Wanderungen organisiert. Theater & Philharmonie Thüringen unterstützte anlässlich des 500jährigen Reformationsjubiläums. Unter Regie von Schauspielchef Manuel Kressin beeindruckten Bruno Beeke, Ines Buchmann und Thomas C. Zinke in der Salvatorkirche sowie beim Open Air rund um den Fuchsturm die Wanderer. Sie transportierten äußerst anregenden Stoff mit dem, was Johann Wolfgang v. Goethe oder Thomas Mann, Friedrich Nietzsche oder Karl Marx über Luther einst äußerten. Auch Luthers Selbstreflexion spielte eine Rolle. Viele Wanderer erlebten die Auszüge aus der szenischen Lesung „Unduldsame Gespräche“ als „sehr bewegend“, „darüber habe ich noch lange nachgedacht“, wie es beim Weiterwandern untereinander hieß.

Viele der Wanderer erlebten ihre Gambenmusikpremiere beim Spiel des Ensembles um Antonio Clavijo Rojas in den Geraer Kirchen. (Stadt Gera/Catrin Heinrich) Ebenso große Begeisterung und Nachdenken über „Luther und die Welt“ löste das Gambenconsort um Jesús Antonio Clavijo Rojas in der Marienkirche und in der Zwötzener Kirche aus. Zwischen „das war heute meine Gambenpremiere“ bis hin zu „meditativ“ oder zu „ich tauchte voll in die Zeit vor 500 Jahren ein“, resümierten viele Wanderer das Musikerlebnis und gaben indirekt Claudia Baumgartner Recht, als sie von einer „neuen Qualität und kunstvollen Aufwertung des Lutherwegwanderns“ durch die Theaterbeteiligung am Lutherwegwandern sprach und herzlich den Theatermachern dankte. Sie würdigte außerdem den durch das Theater, durch alle Organisatoren und Wanderer in Gera gelebten Gemeinschaftssinn. Diesen unterstrichen auch Heinrich-Dieter Hischer vom Stadtwald-brücken-Förderverein und Felix Eckerle, Chefdramaturg von TPThüringen, zur Begrüßung aller Gäste in Collis. Für Eckerle zeige ein Tag wie dieser in Gera, dass das Reformationsjubiläum mehr zu bieten habe als Luther-Playmobilfiguren.

Zur Eröffnung in Collis begrüßten (v.l.): Claudia Baumgartner, Dezernentin Bau und Umwelt Gera, Elisabeth Kaiser, neue SPD-Bundestagsabgeordnete, Felix Eckerle, Chefdramaturg TPThüringen, Heinrich-Dieter Hischer, Stadtwaldbrückenförderverein, Dr. Babette Winter, Staatssekretärin für Kultur und Europa in Thüringens Staatskanzlei, Horst Richter, Kirchbauverein Gera und Konrad Nickschick, Fachdienstleiter Umwelt.

Mit durch Gera unterwegs waren auch die Thüringer Staatssekretärin für Kultur und Europa, Dr. Babette Winter, die neue Geraer Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser sowie Mitglieder des Geraer Stadtrates. Als Gäste der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen wanderten auch Christen von STIOC aus Arnheim auf dem Lutherweg mit und gestalteten eigene Beiträge zum Gottesdienst in der Salvatorkirche. Die Niederländer und die hiesigen Pfarrer Dr. Frank Hiddemann und Pfarrer Michael Kleim füllten die Denkzettel für alle Gottesdienstteilnehmer mit vielen Themen zwischen Vertrauen und Gottvertrauen, zwischen Widerstand gegen Obrigkeiten und Würdigung der Demokratien in beiden Ländern.

Zum Organisationsteam des Lutherwegwanderns und zur „Grünwerkstatt Stadtwald erleben“ gehören der Förderverein Geraer Stadtwaldbrücken e.V., der Kirchbauverein Gera e.V., die OTEGAU, Privatpersonen, Ehrenamtliche und die Stadtverwaltung Gera. Der Ökumenische Kirchbauverein weihte anlässlich des 500jährigen Reformationsjubiläums an der Zwötzener Kirche die 13. Lutherweg-Infotafel in Gera ein.

FOTOIMPRESSION VON TOUR 2 ZWISCHEN SALVATORKIRCHE UND REFORMATIONSKREUZ

(Stadt Gera/Catrin Heinrich) Für den guten Überblick wählte sich Manuel Kressin den Platz in der letzten Reihe mittig in der Salvatorkirche. Der TPT-Schauspieldirektor sorgte mit seinem Team für ein Highlight während des Gottesdienstes. Die Auszüge aus der szenischen Lesung „Unduldsame Gespräche“ sorgten für viele weitere Gespräche während der anschließenden Tour auf dem Lutherweg.

(Stadt Gera/Catrin Heinrich) Pfarrer Michael Kleim (Foto) hier während des Gottesdienstes in der Salvatorkirche.

(Stadt Gera/Catrin Heinrich) Ziel erreicht: Im Stadtwald trafen sich die Teilnehmer beider Touren. Rund um das Reformationskreuz und die Waldhausbrücke erlebten sie die Ökumenische Andacht.

(Stadt Gera/Catrin Heinrich) STEFFEN WEIß, INTERNETREDAKTEUR UND FOTOGRAF DER STADTVERWALTUNG GERA, BEGLEITETE FOTOGRAFISCH DIE TOUR 1 ZWISCHEN COLLIS ÜBER ZWÖTZEN IN DEN STADTWALD – HIER ZUR BILDERGALERIE

 

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Mit Luther auf Wanderschaft

Auf den Spuren der Reformation erliefen sich mehrere hundert Geraer den Stadtwald

Von Christine Schimmel

Gera. Hätte man den Dienstag über der Waldhausbrücke schwebend verbracht, hätte man ein Meer aus Menschen zu Füßen gehabt. Denn den Reformationstag nahmen mehrere hundert Geraer und Gäste zum Anlass, sich das Erlebnis Lutherwegwandern nicht entgehen zu lassen.

Auf zwei Wanderrouten machten sie sich auf den Weg durch den Stadtwald, um den Treffpunkt Reformationskreuz zu erreichen, wo eine Ökumenische Andacht abgehalten wurde. Zwischen zehn und drei Kilometern konnten sie wählen, ausgehend von Collis über Zwötzener Kirche und Fuchsturm oder von der Salvatorkirche oder der Untermhäuser Marienkirche zum Ziel. Doch einige liefen sogar noch mehr, zum Beispiel Elke Haun. Sie kam aus Debschwitz zu Fuß nach Collis. „Ich laufe gern und noch dazu in einer so guten Wandergruppe“, sagte sie und lobte die Organisation der Veranstaltung. Da schlossen sich Ursula und Werner Ladeck aus Lusan an, die die Schönheit des Stadtwaldes zu schätzen wissen. Dietlinde Vater wollte schon immer einmal mitwandern, diesmal stand dem Plan nichts im Wege. „Auf dem Colliser Berg hatten wir herrliche Aussichten“, schwärmte sie.

Organisiert hatten das nunmehr dritte Lutherwegwandern d er Förderverein Geraer Stadtwaldbrücken, der ­Ökumenische Kirchbauverein Gera, die Otegau, die Stadt- verwal- tung Gera und Privatleute. Sie sorgten für ein abwechslungsreiches Kulturprogramm bei den jeweiligen Zwischenstationen der Wanderung. Auszüge der Theaterlesung „Unduldsame Gespräche“ von Theater & Philharmonie Gera hörten die Wanderer am Fuchsturm und in St. Salvator und staunten nicht schlecht, welche großen Dichter und Denker zu Luther etwas zu sagen hatten. Musik der Luther-Zeit präsentierten Antonio Clavijo, Tillmann Steinhöfel und Daniel Gutiérrez in den Kirchen von Zwötzen und Untermhaus, die in ihrem Studium das gemeinsame Musizieren für sich entdeckt hatten.

Heinrich-Dieter Hischer vom Stadtwaldbrücken-Verein freute sich über die große Resonanz: „Wir haben es wieder geschafft, den Menschen den Stadtwald schmackhaft zu machen.“ Er hofft auf die Fortführung der Traditionswanderung 2018.

Quelle OTZ